Sexuelle Unlust beim Mann
Sexuelle Unlust kann verunsichern. Es kratzt am Selbstbild, an der Beziehung, am Gefühl, ein „richtiger Mann“ zu sein. Doch mangelndes sexuelles Verlangen bedeutet nicht immer Desinteresse und schon gar nicht fehlende Männlichkeit. Oft ist es ein Alarmsignal, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist - körperlich, psychisch, hormonell oder zwischenmenschlich. Dieser Beitrag hilft dir, besser zu verstehen, was hinter deinem Libidoverlust stecken kann.

Sexuelle Unlust fühlt sich oft wie ein persönliches Versagen an. Doch dahinter steckt meist mehr als nur fehlendes Verlangen.
Wo ist die Lust geblieben? Deute die Signale deines Körpers
Um herauszufinden, was hinter deiner sexuellen Unlust steckt hilft es, einen genaueren Blick auf die inneren Abläufe zu werfen. Das ist der erste Schritt, um etwas zu ändern. Denn wenn das Verlangen schwindet, passiert das nur selten ohne Grund.
In den nächsten Abschnitten findest du die häufigsten Gründe für sexuelle Unlust beim Mann.
1. Wenn der Kopf zu laut ist – Stress und Überforderung
Wenn dein Kalender überquillt, dein Handy nie stillsteht und du nachts gedanklich schon beim nächsten Projekt bist, bleibt für Erotik wenig und Raum. Der Körper schaltet in den „Überlebensmodus“. In diesem Zustand geht es nicht um Lust, Nähe oder Genuss, sondern um: Durchhalten, Funktionieren, Absicherung.

Der Körper produziert dann vermehrt Cortisol. Dieses Stresshormon blockiert die Wirkung von Testosteron, dem zentralen Lusthormon.
Die Folge: du hast weniger sexuelle Gedanken, weniger Erektionen, weniger Bedürfnis nach Intimität.

Typische Anzeichen, dass du im „Überlebensmodus“ bist:
Chronischer Stress senkt die Libido messbar!
In einer Untersuchung zu Burnout und Sexualität (Chatterjee et al., 2020) gaben 70 % der Betroffenen an, kaum noch sexuelles Verlangen zu verspüren.

2. Depression & Angst: Wenn dir innerlich alles zu viel ist
Vielleicht hast du dich verändert. Du lachst seltener. Du ziehst dich zurück. Und du verspürst kaum noch sexuelles Verlangen – obwohl du dich daran erinnerst, wie das früher war. In vielen Fällen steckt eine depressive Episode dahinter.
Laut einer Meta-Analyse von (Yang et al. 2023) leiden rund 40 % der Männer mit Depression unter stark reduzierter Libido.
Auch Angststörungen können dazu führen, dass Lust durch Grübelei, Unsicherheit oder Anspannung blockiert wird. Genauso wie Burnout oder chronische emotionale Erschöpfung. Energie wird für den Alltag benötigt. Für Erholung bleibt wenig übrig. Sexuelle Gedanken verlieren an Bedeutung.
Typische Gedanken bei Depression & Angst:
„Ich fühle mich überfordert. Ich schaffe mein Leben nicht mehr.“
„Ich will mich nur noch verkriechen.“
„Was, wenn ich versage? Es geht sicher schief.“
„Nichts macht mir Spaß, alles ist sinnlos. Ich bleibe am liebsten im Bett liegen.“
3. Wenn Medikamente dir die Lust nehmen
Ein häufiger, aber oft übersehener Grund für sexuelle Unlust beim Mann sind Medikamente. Vielleicht nimmst du Antidepressiva, Blutdruckmittel oder etwas gegen Haarausfall – und hast nicht damit gerechnet, dass sie dein sexuelles Erleben verändern könnten. Doch viele dieser Medikamente dämpfen die Libido.
Häufig betroffen:

Die gute Nachricht: In vielen Fällen lässt sich eine Alternative finden oder die Dosis anpassen. Halte dazu Rücksprache mit deinem Arzt oder deiner Ärztin. Aber setze das Medikament nicht eigenmächtig ab.
4. Scham über den eigenen Körper: Wenn du dich selbst nicht mehr magst
Sexualität beginnt im Kopf – und sie braucht ein gutes Gefühl im eigenen Körper. Viele Männer, die sich zu dick, zu dünn, zu untrainiert oder zu alt fühlen, verlieren den Zugang zur Lust. Nicht, weil sie keinen Sex wollen – sondern weil sie sich dabei unwohl, entblößt oder beobachtet fühlen.
Typische Gedanken bei Depression & Angst:
„Ich will nicht, dass sie mich nackt sieht.“
„Ich bin nicht mehr attraktiv.“
„Ich schäme mich für meinen Bauch.“
„Ich schäme mich für meinen kleinen (oder großen) Penis“
Zu diesem Thema kannst du auch unseren Blogbeitrag lesen: Sex mit kleinem Penis: So wird dein Liebesleben erfüllend
Schamgefühle führen oft dazu, dass erotische Situationen aktiv vermieden werden – manchmal unbewusst.
5. Wenn Konflikte in der Beziehung das Verlangen blockieren
Sexualität hat man mit einem anderen Menschen (abgesehen von Solosex). Sie ist also eingebettet in die Art und Qualität einer Beziehung/Begegnung. Vielleicht hast du dich emotional zurückgezogen. Vielleicht habt ihr euch auseinander gelebt, streitet oft und redet kaum noch. Abwertung, Manipulation und lieblose Situationen prägen euer Zusammensein. Es kann auch bei kurzfristigen Begegnungen so sein, dass du dich eigentlich nicht wohl fühlst – warum auch immer. Konflikte hinterlassen Spuren – auch im Bett.
Oft ist der fehlende Sex nur das Symptom – die Ursachen liegt tiefer:

Sexualität braucht Vertrauen, Entspannung und emotionale Sicherheit. Wenn Sexualität mit Unsicherheit oder (alten) Verletzungen verknüpft ist, zieht sich oft der Körper zurück.
Paare mit ungelösten Konflikten berichten deutlich häufiger von sexueller Unlust oder Erektionsproblemen (Rehman et al., 2017).
6. Wenn dein Geruchssinn nicht mehr sagt: Ich will dich
Anziehung ist auch Chemie. Unser Gehirn reagiert auf Duftstoffe viel sensibler, als uns bewusst ist. Der Körpergeruch eines Menschen kann anziehend – oder plötzlich abstoßend wirken. Wenn sich der Geruch deiner Partnerin verändert, dann kann sich auch deine Lust verändern.
Gründe für einen veränderten Geruchssinn:
Gleiches gilt für deinen eigenen Körpergeruch: Bei Diabetes, Leberproblemen oder Infektionen kann er sich unbewusst verändern und dein Selbstempfinden beeinflussen.
Manchmal ist es also keine Einbildung, wenn man denkt: „Irgendetwas stimmt nicht – ich fühle mich nicht mehr hingezogen.“
Wenn man jemanden nicht mehr riechen kann, kann es allerdings auch sein, dass die Beziehung zu Ende ist. Dann reagiert der Körper bzw. der Geruchssinn vor dem Bewusstsein.
7. Wenn der Hormonspiegel sinkt: Testosteron und Lust
Testosteron ist das zentrale Hormon für männliches sexuelles Verlangen. Es beeinflusst die Libido, die Erektionsfähigkeit, das Energielevel. Besonders ab dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel bei vielen Männern.
Typische Anzeichen von Testosteronmangel:
20–40 % der Männer über 45 haben laut einer Studie (Bhasin et al., 2018) einen behandlungsbedürftigen Testosteronmangel.

Tipp: Ein Hormoncheck beim Urologen oder Endokrinologen kann Klarheit bringen. Es gibt viele Maßnahmen, wie du deinen Testosteronspiegel auf natürliche Weise steigern kannst.
Schau dazu in unseren Blogbeitrag: „Warum hat dein Testosteronspiegel mehr mit deinem Sexualleben zu tun, als du denkst?“
8. Sublimierung: Wenn sich Lust in andere Richtungen verlagert
Vielleicht hast du keine Lust mehr auf Sex – aber du malst plötzlich leidenschaftlich, schreibst Gedichte oder gehst wie besessen laufen. Der bekannte Wiener Psychoanalytiker Sigmund Freud (1856 – 1939) nannte das Sublimierung: Sexuelle Energie wird in kreative, kulturelle oder soziale Bereiche umgewandelt.
Sehr oft passiert das unbewusst. Deine Lust ist nicht verschwunden – sie sucht sich nur neue Ausdrucksformen:

Sublimierung ist nicht per se pathologisch. Aber es lohnt sich, genauer hinzuschauen, wenn die Lust verschwindet. Was wird durch übermäßige Aktivitäten kompensiert?
Ist es eine bewusste Entscheidung oder (unbewusste) Verdrängung?
9. Wenn du einfach (noch) nicht bereit bist
Nicht jeder ist in jeder Lebensphase offen für intime Nähe oder sexuelle Bindung. Es gibt Zeiten im Leben, in denen Sexualität in den Hintergrund tritt. Zum Beispiel:
Eine aktuelle Studie von (Birnbaum et al. 2024) fand heraus: Männer mit vermeidendem Bindungsstil haben signifikant weniger sexuelles Verlangen in festen Beziehungen.
Manchmal ist das fehlende Verlangen also kein Zeichen von Störung – sondern Ausdruck einer inneren Entwicklung. Und manchmal braucht es einfach Zeit, bis der Zugang zur eigenen Lust wieder frei wird.
Was kannst du bei sexueller Unlust jetzt tun?
Fazit: Lustlosigkeit ist ein Signal – kein Urteil
Sexuelle Unlust beim Mann ist weit verbreitet – und fast immer erklärbar. Sie ist kein Zeichen von Versagen, sondern ein Hinweis darauf, dass etwas Aufmerksamkeit braucht:
der Körper, die Seele, die Beziehung, die Hormone oder die eigenen Lebensfragen.
Finde heraus, was gerade in dir wirkt – und was du brauchst, um wieder Zugang zu deiner Lust zu finden. Denn sie ist nicht weg. Sie ist nur verstummt. Und sie lässt sich wieder wecken.
Quellen:
- Chatterjee et al. (2020): https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32768485/
- Yang et al. (2023): https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37145561/
- Fisher et al. (2023): https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37087614/
- Rehman et al. (2017): https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28332936/
- Croy et al. (2019): https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30776074/
- Bhasin et al. (2018): https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5969275/
- Birnbaum et al. (2024): https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38459922/
Inhaltsverzeichnis
- Wo ist die Lust geblieben? Deute die Signale deines Körpers
- 1. Wenn der Kopf zu laut ist – Stress und Überforderung
- 2. Depression & Angst: Wenn dir innerlich alles zu viel ist
- 3. Wenn Medikamente dir die Lust nehmen
- 4. Scham über den eigenen Körper: Wenn du dich selbst nicht mehr magst
- 5. Wenn Konflikte in der Beziehung das Verlangen blockieren
- 6. Wenn dein Geruchssinn nicht mehr sagt: Ich will dich
- 7. Wenn der Hormonspiegel sinkt: Testosteron und Lust
- 8. Sublimierung: Wenn sich Lust in andere Richtungen verlagert
- 9. Wenn du einfach (noch) nicht bereit bist
- Was kannst du bei sexueller Unlust jetzt tun?
- Fazit: Lustlosigkeit ist ein Signal – kein Urteil
- Willst du deine Lust zurückholen – Schritt für Schritt?
- Selbstbefriedigung & Testosteron: Die wahre Auswirkung von Masturbation
- Schlechter Sex in der Beziehung: Was tun, wenn die Leidenschaft verblasst?
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