Zu faul für Sex, aber onanieren?
Sex ist anstrengend – doch ein schneller Orgasmus-Kick mit der eigenen Hand? Kein Problem! Viele Männer stellen fest, dass sie echten Sex zunehmend vermeiden, während sie regelmäßig masturbieren. Woran liegt das? In diesem Blogbeitrag erfährst du, warum Selbstbefriedigung oft unkomplizierter erscheint als Sex mit einem anderen Menschen, welche Rolle Pornos dabei spielen – und wie du wieder Zugang zu deiner Lust am gemeinsamen Sex findest.

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Selbstbefriedigung ist nicht gleich Sex
Masturbation ist weder schlecht noch falsch – im Gegenteil. Sie ist ein gesunder, lustvoller Teil der eigenen Sexualität. Solosex erfüllt aber andere Bedürfnisse als Sex mit einem anderen Menschen.

Gemeinsamer Sex bedeutet:

Selbstbefriedigung dagegen heißt:
Sex: Herausforderung, Chance und persönliche Weiterentwicklung
Echter Sex ist Kommunikation und Kontakt mit einem Gegenüber. Das Erlebnis kann eine liebevolle Verbindung sein. Lustvoll und kreativ. Aber es birgt auch Gefahren, wie Missverständnisse, unterschiedliche Bedürfnisse und Zurückweisung. Darin liegt die Herausforderung, aber auch die Chance für ein außergewöhnliches Erlebnis und persönliche Weiterentwicklung.

Warum Masturbation oft leichter fällt
Wenn du feststellst, dass du lieber alleine masturbierst, obwohl grundsätzlich sexuelles Interesse da ist, liegt das meist an folgenden Gründen:
Mehr zum Thema “Masturbieren” findest du in unserem Blogbeitrag “Die Wahrheit über Masturbationssucht”.
Entladung oder echte Lust?
Wichtig ist der Unterschied zwischen mechanischer Entladung und erotischer Lust. Viele Männer greifen zur Selbstbefriedigung, um Spannung abzubauen oder sich zu regulieren – ähnlich wie beim Stressessen.
Reine körperliche Entladung ist aber nicht dasselbe wie sexuelles Begehren. Dieses muss man kultivieren und sich immer wieder darauf einlassen – und zwar neugierig, verspielt und ergebnisoffen.
Studien zeigen: Viele Männer greifen zur Masturbation, um Stress abzubauen, Frust zu bewältigen – oder einfach, weil es unkomplizierter ist als Sex mit einer Partnerin. Besonders dann, wenn emotionale oder sexuelle Spannungen in der Beziehung bestehen.
Wenn Sex mit der Partnerin zu anstrengend wird
Manche Männer haben Phasen, in denen ihnen schlicht die Lust oder Energie fehlt, sich sexuell auf ihre Partnerin einzulassen. Die Gründe dafür sind verschieden: Vielleicht läuft die Beziehung gerade nicht rund, oder die Frau tut sich schwer mit dem Orgasmus – vielleicht kommt sie auch gar nicht. Wenn Erregung lange auf sich warten lässt, kann das müde machen oder frustrieren. Da wirkt Selbstbefriedigung oft einfacher und weniger anstrengend.
Willst du wissen, was es mit der weiblichen Lust auf sich hat und wie du deine Partnerin zum Orgasmus bringen kannst? Dann schau dir dieses Video an:
Gesellschaftlicher Druck: Immer wollen, immer können?
Häufig haben Männer verinnerlicht, dass sie immer Lust haben sollten – und dass ihre sexuelle Performance mit ihrer Männlichkeit verknüpft ist. Diese Vorstellung setzt Männer unter Druck. Wer den Eindruck hat, ständig funktionieren zu müssen, erlebt Sex als Prüfung. Masturbation hingegen ist frei von Bewertung und Erwartungen. Man ist allein, niemand schaut zu, niemand mischt sich ein.
Abhängigkeit von der Partnerin vs. Kontrolle über die eigene Lust
Ein häufiges Motiv für Masturbation ist auch das Bedürfnis nach Kontrolle. Viele Männer empfinden Sex mit der Partnerin als unberechenbar: Man weiß nie genau, wie sie reagiert, ob sie Lust hat oder ob der eigene Körper „mitmacht“. Diese Ungewissheit, ob es wohl klappt, kann Stress auslösen. Vor allem, wenn es schon sexuelle Probleme gibt oder wenn der Mann die Erfahrung von wiederholten Zurückweisungen gemacht hat.
Männer mit sexueller Funktionsstörung masturbieren lieber, als Sex zu haben
Bei sexuellen Funktionsstörungen wie Erektionsproblemen, Orgasmushemmung, vorzeitigem Samenerguss (Ejaculatio praecox) oder geringer Libido wird das deutlich. Diese Probleme können sowohl Ursache als auch Folge des „zu faul für Sex“-Dilemmas sein. Viele Männer berichten: Mit Pornos und der eigenen Hand klappt es problemlos. Mit der Partnerin nicht.
Dann entwickeln Männer häufig Vermeidungsstrategien. Sie meiden den Sex mit der Partnerin und ziehen sich sexuell zurück. Die Sexualität verlagert sich zunehmend ins Private. Solosex ist die unkomplizierte Lösung.
Wenn Sex Problem statt Lust bedeutet

Erektionsprobleme
Wer beim Sex keine stabile Erektion halten kann, gerät schnell unter Druck. Nach mehreren frustrierenden Erfahrungen wird Sex zunehmend mit Stress assoziiert – das Verlangen nimmt ab. Beim Masturbieren hingegen funktioniert es oft reibungslos, vor allem mit Pornos. Daraus entsteht ein Verhaltensmuster: Obwohl sexuelles Verlangen da ist, wird der Partnersex gemieden – aus Angst vor dem Versagen – und die „sichere“ Selbstbefriedigung wird bevorzugt.
Studien zeigen: Über 18 % der Männer mit erektile Dysfunktion erleben das Problem ausschließlich beim Sex mit der Partnerin, nicht jedoch bei der Selbstbefriedigung – in diesem Fall spricht man von „sexbezogener erektiler Dysfunktion“. (Capogrosso et al., 2019)
Das Ausweichen auf Solo-Sex verstärkt jedoch die Angst vor dem Scheitern – ein Teufelskreis entsteht.
Leidest du unter Erektionsproblemen? Dann lies auch unseren Blogbeitrag “Woher kommen Erektionsprobleme?”

Orgasmushemmung
Dasselbe gilt für die Schwierigkeit beim Sex, vor allem beim penetrativen Sex zum Orgasmus zu kommen. Da kann es sein, dass die Stimulation der Vagina als taktiler Reiz nicht mehr ausreicht. Der Penis hat sich an den harten Griff des mechanischen Erregungsmodus beim Masturbieren – meist in Kombination mit den visuellen Reizen von Pornofilmen – gewöhnt.

Vorzeitiger Samenerguss
Auch beim vorzeitigen Samenerguss machen viele Männer die Erfahrung, dass sie ihren Orgasmus beim Masturbieren problemlos steuern können, sind sie jedoch in einer sexuellen Situation mit einem anderen Menschen, klappt es auf einmal nicht mehr.

Libidoverlust (geringe Lust):
Auch Männer mit wenig sexueller Lust verzichten nicht automatisch auf Sexualität. Im Gegenteil: Viele masturbieren weiterhin regelmäßig, teils sogar häufiger als Männer mit erfülltem Sexleben.
Pornos als Verstärker
Ein oft unterschätzter Faktor: Pornos steigern die Attraktivität der Selbstbefriedigung zusätzlich.
Sie liefern Erregung auf Abruf – intensiv, perfekt inszeniert und jederzeit verfügbar. Das Belohnungssystem im Gehirn springt sofort an: Dopamin wird ausgeschüttet, die Spannung steigt.
Doch das bleibt nicht ohne Folgen:
Mit der Zeit benötigen manche Männer immer extremere Inhalte, um noch Erregung zu spüren. Das kann eine Art Konditionierung bewirken: Sexuelle Befriedigung wird zunehmend mit dem Solo-Erlebnis vor dem Bildschirm verknüpft.
Rund 35 % der Männer finden Pornos erregender als echten Sex mit ihrer Partnerin. Das bleibt nicht ohne Folgen: Wer regelmäßig konsumiert, riskiert deutlich häufiger Erektionsprobleme im echten Schlafzimmer.
Mehr dazu findest du in unserem Blogbeitrag: “Was machen Pornos mit dem Penis?”

Wenn du dich zu faul für Sex fühlst: Impulse für mehr Nähe und Lust
Der erste Schritt ist, ehrlich hinzusehen. Ohne Schuldgefühle oder Selbstvorwürfe. Wenn du bemerkst, dass du echten Sex vermeidest, obwohl sexuelle Bedürfnisse da sind, lohnt es sich, bewusst gegenzusteuern.
Fazit: Masturbation statt Sex ist meist kein “Faulheitsproblem”, sondern ein Schutzmechanismus
Solosex kann als Teil deiner persönlichen individuellen Sexualität kultiviert werden. Wenn man aber auf Dauer lieber masturbierst, als mit einem anderen Menschen Sex zu haben, geht man womöglich seinen Problemen aus dem Weg und verstärkt sie dadurch. Häufig schützt du dich so vor Unsicherheit, Frust oder Versagensangst. Sex braucht Kommunikation, Verführungskompetenz, Kreativität, Bewusstheit und Mut. Das heißt, es lohnt sich, deine Muster zu hinterfragen: Ohne Scham, mit Neugier und Offenheit. Dann findest du Schritt für Schritt den Weg zurück zu lebendiger, geteilter Lust.
Quellen:
- Capogrosso et al. (2019) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6508658/
- Štulhofer et al., 2010) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28755272/